BS-Projektwoche „Suchtprävention“
9 Klassen, 5 Tage. Für die Schülerinnen und Schüler der Berufsschule findet eine Projektwoche zur Suchtprävention statt. Kolleginnen und Kollegen aus dem Hamburger Institut für Berufliche Bildung, HIBB, bauen im größten Raum der Schule Stationen auf, Stellwände werden aus dem ganzen Gebäude zusammengetragen. Der Titel der Projektwoche macht mich neugierig. Prävention? Sind unsere Schülerinnen und Schüler nicht längst erfahren oder zumindest aufgeklärt, was Süchte angeht? Ich schleiche mich in die Vorbereitungen und stoße als erstes auf einen schön dekorierten Tisch mit Bildern von bunten Cocktails. Informationsmaterial und Flyer zum Thema Alkohol liegen aufgefächert zwischen Blumen auf der gepunkteten Tischdecke. Wissenskarten zur Nutzungsdauer digitaler Medien finde ich an einem andern Tisch. Hm. Einiges war mir neu. Ein Dreh-Rad mit Fragen zum Thema Cannabis steht in der Ecke, darum herum ein Stuhlkreis. An der Wand eine übergroße Zigarette aus Plexiglas, gefüllt einem üblen Sammelsurium an Inhaltsstoffen – Bremsenreiniger, Rattenköder, Reinigungsmittel, Gummireifen, und noch mehr. Ich bin beeindruckt. Ich finde jede Menge Informationsmaterial und Quizze sowie Interaktions-Aufgaben an insgesamt 12 Stationen zu Glücksspiel, Cannabis, Handy- und Computerspielsucht, Kaufsucht, (E-) Zigaretten, (E-) Shisha, Alkohol, synthetischen “Party“- Drogen, KO-Tropfen und co. Ich bin sehr gespannt auf die Reaktionen unserer Schülerinnen und Schüler.
Es wird ernst. Eine Klasse sitzt vor dem noch verschlossenen Raum und wartet, bis innen die letzten Vorbereitungen getroffen sind. Gekicher auf dem Flur. „Ich glaub’, das bringt nicht viel“, gesteht mir ein Schüler. Die Tür öffnet sich und drei Mitarbeiterinnen des HIBB empfangen unsere Schülerinnen und Schüler. Als Lehrkraft soll ich lieber nicht zu lange dabei bleiben, wurde mir gesagt, meine Anwesenheit könnte die Diskussionen hemmen. Das sehe ich ein.
Der Parcours dauert insgesamt 90 Minuten. Zuvor sind die Schülerinnen und Schüler im Unterricht auf das Thema vorbereitet worden und im Anschluss findet im Unterricht eine Nachbesprechung und Auswertung statt.
Ich befrage einige Schüler, die den Parcours durchlaufen haben. „Haben Sie sich das so vorgestellt? Hat es Ihnen gefallen? Und, was mich auch interessiert, finden Sie es sinnvoll, diesen Parcours für die Berufsschule anzubieten?“
Luka antwortet mir als Erster. „Die angeleiteten Diskussionsrunden, die es zu einigen Themen gab, fand ich sehr interessant. Die waren sogar noch aufschlussreicher, als manche Infos an den Stationen.“
„Ich hab am Anfang gedacht, ‚naja, noch ein weiterer Präventionskurs… das kennen wir doch alles schon‘, aber dann war ich doch positiv überrascht,“ wirft ein anderer Schüler ein.
Alex erzählt mir: „Ich dachte, ich wüsste eigentlich wirklich viel über verschiedene Suchtmittel und Abhängigkeiten, war aber doch überrascht, was ich alles noch nicht wusste.“
Ein weiterer Schüler des 2. Lehrjahres ergänzt: „Erstaunlich, wie viel Zeit man tatsächlich am Handy verbringt, das summiert sich auf mehrere Stunden am Tag. Das fällt einem im Alltag gar nicht auf. Es war schon gut, einmal darüber nachzudenken, dass das auch zur Sucht werden kann.“
Tom aus der gleichen Klasse meint, er nehme persönlich keine Drogen, spiele aber Computerspiele. Auch da bestehe im Allgemeinen eine große Suchtgefahr. Es sei schon sinnvoll, darüber informiert zu sein, wie man dieser Suchtgefahr entgegentreten könne. Und auch, wo Hilfe zu finden sei.
Christoph ergänzt: „Eine gute Sache. Jeder Schüler sollte diesen Parcours einmal in seiner Ausbildung durchlaufen. Egal, ob man nun bereits Kontakt mit Drogen oder anderen Suchtmachern hatte, oder nicht. Man reflektiert vielleicht nach dem Parcours ein bisschen mehr, was man da eigentlich zu sich nimmt und lässt von Anderem eventuell doch lieber die Finger.“
Ein schöneres Resümee hätte ich nicht ziehen können.
Kerstin Köntopf