Top

Energiewende live erleben

TF2 besichtigt Vergangenheit und Zukunft im Kraftwerk Wedel

‚Wow, das war interessant‘ , war der einhellige Tenor der Techniker-Klasse des vierten Semesters, TF2, begleitet von Steffen Kollecker und Kerstin Köntopf, nach der ausführlichen Führung de luxe durch das Heizkraftwerk Wedel. Gleich morgens um 9.00 Uhr startete unsere fünfeinhalbstündige Tour am Eingang, wo wir  von unserem sachkundigen Guide, Jan Zühlke, aus dem Schwerpunkt Messtechnik, in Empfang genommen wurden.
Fotografieren durften wir leider nicht im Kraftwerk. ‚Das hat Sicherheits- und auch politische Gründe‘, sagt Jan Zühlke.  Klar, das Kraftwerk ist sensible Infrastruktur. Verstehen wir.
Wir bekamen Einblick in die Leittechnik, durften wirklich alles aus nächster Nähe sehen, die Turbinenhalle,  die  Kühlwasserzuleitung, die letzte europäische Freiluft-Kohlehalde, die zwei Kesselspeisepumpen pro Block mit dem weltweit einzigartigen hydraulisch gesteuerten Planetengetriebe, die alte Mittelspannungs-Schaltanlge aus den 1960er Jahren, die bis in die 80er in Betrieb war, und direkt daneben das neue Pendant, die Kessel und und und. Wir  haben gelernt, wie eine DENOX-Anlage zur Stickoxid-Minimierung funktioniert und dass man Quecksilber leider nicht vollständig ausfiltern kann.  Überall, bei kleinen Stopps bekamen wir sachkundige Informationen und Hintergründe, wie wir sie sonst sicherlich nirgendwo bekommen hätten.
Eines der Highlights ist die brandneue Power-to-Heat-Anlage (PtH),  die erst 2020 in die Planung ging und bereits jetzt fertiggestellt im Probebetrieb läuft. Hier werden die Spitzen der Windenergie-Ausbeute in zwei Kesseln mit je 40 MW direkt in Wärme für das Fernwärmenetz übertragen. Das aktuelle Stromnetz ist bei viel Wind und Sonne noch nicht für die Menge an Energie und Strom ausgelegt. Die PtH-Anlage kompensiert fehlende Stromnetztrassen. So fehlt zum Beispiel noch die Südlinkanbindung der Stromtrasse, die letzte Woche offiziell in den Bau gegangen ist und vermutlich nicht vor 2028 fertiggestellt werden wird. Die Überproduktion der Energie von Windkraftanlagen und Photovoltaik wird in thermische Energie umgewandelt. Dieser Prozess der Umwandlung in den Wärmeenergieträger hilft dabei den Netzbetreibern. So müssen weniger Windkraftanlagen oder Photovoltaikanlagen gedrosselt oder abgeschaltet werden und die Energie kann durch den Warmwasserspeicher (PtH-Anlage) für einen gewissen Zeitraum gespeichert werden. Das  ist Energiewende live zum Miterleben. Toll!
An dieser Stelle ganz besonderen Dank an Heiko Heinen (h2tc) und Karl-Heinz Stichling für die ausführlichen und äußerst interessanten Erklärungen und die Führung durch ihre Anlage!  ‚Leute, werdet Techniker und Meister! Bildet euch weiter! Wir, die ältere Generation der Baby-Boomer,  sind bald  im Ruhestand, Dann müsst ihr an dieser Stelle weitermachen! Damit investiert ihr in eure und  die Zukunft des ganzen Planeten! ‘  Danke, Heiko Heinen, besser kann man es kaum auf den Punkt bringen.

Noch einmal Dank allen Beteiligten für ihre Zeit und ihr Engagement und ganz besonders Jan Behrens für die umfängliche Organisation!

Text Jan Behrens und Kerstin Köntopf